از خوانده‌ها و نخوانده‌ها

ber ein Gesetz der indogermanischen Wortstellung1 ). L Albert Thumb hat vor vier Jahren in den Jahrb chern f r Philologie CXXXV 641—648 die Behauptung aufgestellt, die griechischen Pronominalakkusative μιν und viv seien durch Verschmelzung von Partikeln mit dem alten Akkusativ de» Pronominalstammes i entstanden. Insbesondere das ionische μιν beruhe auf der Verbindung von im mit einer Partikel ma, lter sma, die in thessalischem μα und altindischem sma belegt sei. Den Hauptbeweis f r diese Deutung entnimmt Thumb der angeblichen Thatsache, dass die Stellung von μιν bei Homer wesentlich dieselbe sei wie die Stellung von sma im Rigveda. Es sei eben, auch nachdem der selbst ndige Gebrauch von sma als Partikel geschwunden sei und μιν durchaus die Geltung einer einheitlichen Pronominalform erlangt habe, doch an μιν die f r sma g ltig gewesene Stellungsregel haften geblieben, und es habe ein entsprechendes Stellungsgef hl dessen Anwendung begleitet. Und jedenfalls bei den Verfassern der homerischen Gedichte sei dieses Gef hl noch wirksam gewesen.

Nun beschr nkt sich aber diese hnlichkeit der Stellung, wenn man das von Thumb beigebrachte Material nach den von ihm aufgestellten Gesichtspunkten unbefangen durchmustert, wesentlich darauf, dass μιν wie sma im ganzen selten (genau genommen noch viel seltener als sma} unmittelbar hinter Nomina und Adverbien nominalen Ursprungs steht. Und dieser allgemeinen farblosen hnlichkeit stehen wesentliche Abweichungen gegen ber. Zwar ist es ein seltsamer Irrtum Thumbs, wenn er zu dem zehnmaligen μη μιν Homers das 1) In den nachfolgenden Beispielsammlungen verdanke ich vieles den bekannten Hauptwerken ber griechische Grammatik,, sowie den Spezialw rterb chern, ohne dass ich im einzelnen meine Gew hrsm nner immer werde nennen k nnen. Monros Grammar of the Homeric Dialect 2. Aufl., wo S. 335—338 ber homerische Wortstellung Bemerkungen gegeben sind, die sich mit meinen Aufstellungen sehr nahe ber hren, konnte ich nur fl chtig, Gehrings. Index Homericus (Leipzig 1891) gar nicht mehr ben tzen. Brought to you by | Université Paris Ouest Nanterre La Défense Authenticated Download Date | 12/14/16 10:39 AM 334 Jacob Wackernagel, nach seiner Hypothese diesem im Altindischen entsprechende mδ sma daselbst nicht aufzutreiben weiss, da doch nicht nur Bφhtlingk-Roth (s. v. mό, 9) zahlreiche Beispiele auffόhren, darunter eines aus dem Rigveda (10, 272, 24 ma smδitδdfg gόhah samarye), sondern es auch gerade όber Bedeutung und Form der Prδterita hinter mδ sma eine bekannte Regel der Sanskritgrammatik gibt (Panini 3, 3, 176. 6, 4, 74. Vgl. Benfey Vollst. Gramm. § 808 I Bern. 4). Aber in δndern Fδllen ist die Divergenz zwischen und sma thatsδchlich. Nach Thumb findet sich bei Homer ca. 60 mal, in 10°/0 aller Belege, hinter subordinierenden Partikeln; sma im Rigveda

in solcher Weise nur selten und nur hinter yathδ. Und wδhrend sma gern hinter Prδpositionen steht, findet sich nie hinter solchen. Freilich will Thumb diese Abweichung daraus erklδren, dass die homerische Sprache es nicht liebe zwischen Prδposition und

 

Substantiv noch eine Partikel einzuschieben. Ja er wagt sogar die kόhne Behauptung, dass in Rόcksicht hierauf diese Abweichung seine Theorie geradezu stόtze. Ich gestehe offen, dass ich diese Erklδrung nicht verstehe. Wo sma im Rigveda auf eine Prδposition folgt, steht diese entweder als Verbalprδposition in tmesi (so wohl auch l, 51, 12 a sma ratham — tisthasi, vgl. Grassmann Sp. 1598) oder, wenn όberhaupt Fδlle dieser zweiten Art belegt sind, in 'Anastrophe'. Wenn also die Stellungsgewohnheit von sma teilt, so dόrfen wir es nicht hinter den mit einem Kasus verbundenen Prδpositionen suchen, und wenn es hier fehlt, dies nicht mit jener angeblichen homerischen Abneigung gegen Zwischenschiebung von Partikeln entschuldigen, sondern mόssen es hinter selbstδndigen Prδpositionen erwarten und in dein Umstand, dass es hier fehlt, eben einen Gegenbeweis gegen Thumbs Aufstellung erkennen.

 

Aber auch abgesehen von diesen und sonst etwa noch erwδhnbaren Differenzen zwischen der Stellung des homerischen und des vedischen sma, war Thumb meines Erachtens verpflichtet zu untersuchen, ob sich die Stellung von im homerischen Satz nicht auch noch von einem δndern Gesichtspunkt aus, als dem der Qualitδt des vorausgehenden Wortes, bestimmen lasse, und ob δhnliche Stellungsgewohnheiten wie bei sich nicht auch bei δndern (etwa bedeutungsBrought to you by | Université Paris Ouest Nanterre La Défense Authenticated Download Date | 12/14/16 10:39 AM ber ein Gesetz der indogermanischen Wortstellung. 335· verwandten oder form hnlichen) W rtern finden, bei denen an Zusammenhang mit sma nicht gedacht werden kann.

۰ نظر موافقین ۰ مخالفین ۰ ۲۸ مرداد ۰۱ ، ۲۰:۲۸
سا را

Es dauerte auch bei Fredebeul lange, bis jemand an den Apparat
kam; das dauernde Tuten machte mich nervös, ich stellte mir vor,
daß Frau Fredebeul schlief, von dem Tuten geweckt wurde, wieder
einschlief, wieder geweckt wurde, und ich durchlitt alle Qualen ihrer
von diesem Anruf betroffenen Ohren. Ich war drauf und dran, wieder
aufzulegen, gestand mir aber eine Art Notstand zu und ließ es
weiterklingeln. Fredebeul selbst aus tiefem Schlaf zu wecken, hätte
mich nicht im geringsten gequält: dieser Bursche hat keinen ruhigen
Schlaf verdient; er ist krankhaft ehrgeizig, hat wahrscheinlich immer
die Hand auf dem Telefon liegen, um anzurufen oder Anrufe
anzunehmen, von Ministerialdirektoren, Redakteuren,
Zentralkomitees, Dachverbänden und von der Partei. Seine Frau
habe ich gern. Sie war noch Schülerin, als er sie zum erstenmal mit
in den Kreis brachte, und die Art, wie sie da saß, mit ihren hübschen
Augen den theologisch-soziologischen Auseinandersetzungen
folgte, machte mich ganz elend. Ich sah ihr an, daß sie viel lieber
tanzen oder ins Kino gegangen wäre. Sommerwild, bei dem diese
Zusammenkunft stattfand, fragte mich dauernd: Ist Ihnen zu heiß,
Schnier, und ich sagte: Nein, Prälat, obwohl mir der Schweiß von
Stirn und Wangen lief. Ich ging schließlich auf Sommerwilds Balkon,
weil ich das Gerede nicht mehr ertragen konnte. Sie selbst hatte das
ganze Palaver ausgelöst, weil sie - übrigens vollkommen außer dem
Zusammenhang des Gesprächs, das eigentlich über Größe und
Grenzen des Provinzialismus ging - gesagt hatte, sie
fände einiges, was Benn geschrieben hätte, doch »ganz hübsch«.
Daraufhin wurde Fredebeul, als dessen Verlobte sie galt, knallrot,
denn Kinkel warf ihm einen seiner berühmten sprechenden Blicke
zu: »Wie, das hast du noch nicht bei ihr in Ordnung gebracht ?« Er
brachte es also selbst in Ordnung und schreinerte das arme
Mädchen zurecht, indem er das ganze Abendland als Hobel
ansetzte. Es blieb fast nichts von dem netten Mädchen übrig, die
Späne flogen, und ich ärgerte mich über diesen Feigling Fredebeul,
der nicht eingriff, weil er mit Kinkel auf eine bestimmte ideologische
Linie »verschworen« ist, ich weiß jetzt gar nicht mehr, ob links oder
rechts, jedenfalls haben sie ihre Linie, und Kinkel fühlte sich
moralisch verpflichtet, Fredebeuls Braut auszurichten. Auch
Sommerwild rührte sich nicht, obwohl er die Kinkel und Fredebeul
entgegengesetzte Linie vertritt, ich weiß nicht welche: wenn Kinkel
und Fredebeul links sind, ist Sommerwild rechts, oder umgekehrt.
Auch Marie war ein bißchen blaß geworden, aber ihr imponiert
Bildung - das habe ich ihr nie ausreden können -, und Kinkels
Bildung imponierte auch der späteren Frau Fredebeul: sie nahm mit
fast schon unzüchtigen Seufzern die wortstarke Belehrung hin: Das
ging von den Kirchenvätern bis Brecht wie ein Unwetter nieder, und
als ich erfrischt vom Balkon zurückkam, saßen alle vollkommen
erschossen da, tranken Bowle - und das ganze nur, weil das arme
Ding gesagt hatte, sie fände einiges von Benn »ganz hübsch«.
Jetzt hat sie schon zwei Kinder von Fredebeul, ist kaum
zweiundzwanzig, und
während das Telefon immer noch in ihrer Wohnung klingelte, stellte
ich mir vor, wie sie irgendwo mit Babyflaschen, Puderdosen, Windeln
und Cremes herumhantierte, vollkommen hilflos und konfus, und ich
dachte an die Berge von schmutziger Babywäsche und das
ungespülte, fettige Geschirr in ihrer Küche. Ich hatte ihr einmal, als
mir die Unterhaltung zu anstrengend wurde, geholfen, Toast zu
rösten, Schnittchen zu machen und Kaffee zu kochen, Arbeiten, von
denen ich nur sagen kann, daß sie mir weniger widerwärtig sind als
gewisse Formen der Unterhaltung.
Eine sehr zaghafte Stimme sagte: »Ja, bitte?« und ich konnte aus
dieser Stimme
heraushören, daß es in Küche, Badezimmer und Schlafzimmer
hoffnungsloser aussah als je. Riechen konnte ich diesmal fast nichts:
nur, daß sie eine Zigarette in der Hand haben mußte.
»Schnier«, sagte ich, und ich hatte einen Ausruf der Freude
erwartet, wie sie ihn
immer tut, wenn ich sie anrufe. Ach, Sie in Bonn - wie nett - oder
ähnlich, aber sie schwieg verlegen, sagte dann schwach: »Ach,
nett«. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Früher hatte sie immer
gesagt: »Wann kommen Sie noch einmal und führen uns was vor?«
Kein Wort. Es war mir peinlich, nicht meinet-, mehr ihretwegen,
meinetwegen war es nur deprimierend, ihretwegen war es peinlich.
»Die Briefe«, sagte ich schließlich mühsam, »die Briefe, die ich
Marie an Ihre Adresse schickte?«
»Liegen hier«, sagte sie, »ungeöffnet zurückgekommen.«
»An welche Adresse hatten Sie sie denn nachgeschickt?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie, »das hat mein Mann gemacht.«
»Aber Sie müssen doch auf den zurückkommenden Briefen gesehen
haben, welche Adresse er drauf geschrieben hat?«
»Wollen Sie mich verhören?«
»O nein«, sagte ich sanft, »nein, nein, ich dachte nur ganz
bescheiden, ich könnte ein Recht haben, zu erfahren, was mit
meinen Briefen geschehen ist.«
»Die Sie, ohne uns zu fragen, hierhergeschickt haben.«
»Liebe Frau Fredebeul«, sagte ich, »bitte, werden Sie jetzt
menschlich.«
Sie lachte, matt, aber doch hörbar, sagte aber nichts.
»Ich meine«, sagte ich, »es gibt doch einen Punkt, wo die
Menschen, wenn auch aus ideologischen Gründen — menschlich
werden.«
»Soll das heißen, daß ich mich bisher unmenschlich verhalten habe

»Ja«, sagte ich. Sie lachte wieder, sehr matt, aber immer noch
hörbar.
»Ich bin sehr unglücklich über diese Geschichte«, sagte sie
schließlich, »aber mehr kann ich nicht sagen. Sie haben uns alle
eben schrecklich enttäuscht.«
»Als Clown?« fragte ich.
»Auch«, sagte sie, »aber nicht nur.«
»Ihr Mann ist wohl nicht zu Hause?«

۰ نظر موافقین ۰ مخالفین ۰ ۱۲ مهر ۹۹ ، ۱۰:۵۲
سا را

Ich hatte nicht gewußt, daß Züpfner mit Vornamen Heribert hieß. Als
sie den
Namen nannte, fiel mir ein, daß nur er gemeint sein konnte. Ich
dachte wieder an das Händchenhalten. Mir war schon aufgefallen,
daß in Hannover viel mehr katholische Priester und Nonnen zu
sehen waren als zu der Stadt zu passen schien, aber ich hatte nicht
daran gedacht, daß Marie hier jemand treffen könnte, und selbst
wenn – wir waren ja manchmal, wenn ich ein paar Tage frei hatte,
nach Bonn gefahren, und sie hatte den ganzen »Kreis« ausgiebig
genießen können.
»Hier im Hotel?« fragte ich müde.
»Ja«, sagte sie.
»Warum hast du mich nicht mit ihnen zusammen gebracht?«
»Du warst ja kaum hier«, sagte sie, »eine Woche lang immer
unterwegs -
Braunschweig, Hildesheim, Celle ...«
»Aber jetzt habe ich Zeit«, sagte ich, »ruf sie an, und wir trinken
noch was unten in der Bar.«
»Sie sind weg«, sagte sie, »heute nachmittag gefahren.«
»Es freut mich«, sagte ich, »daß du so lange und ausgiebig
›katholische Luft‹ hast atmen können, wenn auch importierte.« Das
war nicht mein, sondern ihr Ausdruck. Manchmal hatte sie gesagt,
sie müsse mal wieder katholische Luft atmen.
»Warum bist du böse«, sagte sie; sie stand immer noch mit dem
Gesicht zur
Straße, rauchte schon wieder, und auch das war mir fremd an ihr:
dieses hastige
Rauchen, es war mir so fremd wie die Art, in der sie mit mir sprach.
In diesem
Augenblick hätte sie Irgendeine sein können, eine Hübsche, nicht
sehr Intelligente, die irgendeinen Vorwand suchte, um zu gehen.
»Ich bin nicht böse«, sagte ich, »du weißt es. Sag mir nur, daß du's
weißt.«
Sie sagte nichts, nickte aber, und ich konnte genug von ihrem
Gesicht sehen, um
zu wissen, daß sie die Tränen zurückhielt. Warum? Sie hätte weinen
sollen, heftig und lange. Dann hätte ich aufstehen, sie in den Arm
nehmen und küssen können. Ich tat es nicht. Ich hatte keine Lust,
und nur aus Routine oder Pflicht wollte ich's nicht tun. Ich blieb
liegen. Ich dachte an Züpfner und Sommerwild, daß sie drei Tage
lang mit denen hier herumgeredet hatte, ohne mir etwas davon zu
erzählen. Sie hatten sicherlich über mich gesprochen. Züpfner
gehört zum Dachverband katholischer Laien. Ich zögerte zu lange,
eine Minute, eine halbe oder zwei, ich weiß nicht. Als ich dann
aufstand und zu ihr ging, schüttelte sie den Kopf, schob meine
Hände von ihrer Schulter weg und fing wieder an zu reden, von
ihrem metaphysischen Schrecken und von Ordnungsprinzipien, und
ich kam mir vor, als wäre ich schon zwanzig Jahre lang mit ihr
verheiratet. Ihre Stimme hatte einen erzieherischen Ton, ich war zu
müde, ihre Argumente aufzufangen, sie flogen an mir vorbei. Ich
unterbrach sie und erzählte ihr von dem Reinfall, den ich im Variete
erlebt hatte, dem ersten seit drei Jahren. Wir standen nebeneinander
am Fenster, blickten auf die Straße hinunter, wo dauernd
Taxis vorfuhren, die katholische Komiteemitglieder zum Bahnhof
brachten: Nonnen, Priester und seriös wirkende Laien. In einer
Gruppe erkannte ich Schnitzler, er hielt einer sehr fein aussehenden
alten Nonne die Taxitür auf. Als er bei uns wohnte, war er
evangelisch. Er mußte entweder konvertiert sein oder als
evangelischer Beobachter hier gewesen sein. Ihm war alles
zuzutrauen. Unten wurden Koffer geschleppt und Trinkgelder in
Hoteldienerhände gedrückt. Mir drehte sich vor Müdigkeit und
Verwirrung alles vor den Augen: Taxis und Nonnen, Lichter und
Koffer, und ich hatte dauernd den mörderisch müden Applaus im
Ohr.
Marie hatte längst ihren Monolog über die Ordnungsprinzipien
abgebrochen, sie
rauchte auch nicht mehr, und als ich vom Fenster zurücktrat, kam sie
mir nach, faßte mich an der Schulter und küßte mich auf die Augen.
»Du bist so lieb«,
sagte sie »so lieb und so müde«, aber als ich sie umarmen wollte,
sagte sie leise: »Bitte, bitte, nicht«, und es war falsch von mir, daß
ich sie wirklich losließ. Ich warf mich in den Kleidern aufs Bett,
schlief sofort ein, und als ich am Morgen wach wurde, war ich nicht
erstaunt darüber, daß Marie gegangen war. Ich fand den Zettel auf
dem Tisch: »Ich muß den Weg gehen, den ich gehen muß.« Sie war
fast fünfundzwanzig, und es hätte ihr etwas Besseres einfallen
müssen. Ich nahm es ihr nicht übel, es kam mir nur ein bißchen
wenig vor. Ich setzte mich sofort hin und schrieb ihr einen langen
Brief, nach dem Frühstück noch einen, ich schrieb ihr jeden Tag und
schickte die Briefe alle an Fredebeuls Adresse nach Bonn, aber ich
bekam nie Antwort.

۰ نظر موافقین ۰ مخالفین ۰ ۱۱ مهر ۹۹ ، ۱۷:۳۶
سا را

»Pardon«, sagte ich schließlich, »könnte ich den Studenten der
Theologie Leo
Schnier sprechen?«
»Mit wem spreche ich?«
»Schnier«, sagte ich. Offenbar ging das über seinen Horizont. Er
schwieg lange, ich fing wieder an zu husten, faßte mich und sagte:
»Ich buchstabiere: Schule, Nordpol, Ida, Emil, Richard.«
»Was soll das?« sagte er schließlich, und ich glaubte, aus seiner
Stimme soviel
Verzweiflung zu hören, wie ich empfand. Vielleicht hatten sie einen
netten alten,
pfeiferauchenden Professor dort ans Telefon gesteckt, und ich
kramte in aller Eile ein paar lateinische Vokabeln zusammen und
sagte demütig: »Sum frater leonis.« Ich kam mir unfair dabei vor, ich
dachte an die vielen, die vielleicht hin und wieder den Wunsch
verspürten, jemand dort zu sprechen, und die nie ein lateinisches
Wort gelernt hatten.
Merkwürdigerweise kicherte er jetzt und sagte: »Frater turn est in
refectorio – beim Essen«, sagte er etwas lauter, »die Herren sind
beim Essen, und während des Essens darf nicht gestört werden.«
»Die Sache ist sehr dringend«, sagte ich.
»Todesfall?« fragte er.
»Nein«, sagte ich, »aber fast.«
»Also schwerer Unfall?«
»Nein«, sagte ich, »ein innerlicher Unfall.«
»Ach«, sagte er und seine Stimme klang etwas milder, »innere
Verblutungen.«
»Nein«, sagte ich, »seelisch. Eine rein seelische Angelegenheit.«
Offenbar war das ein Fremdwort für ihn, er schwieg auf eine eisige
Weise.
»Mein Gott«, sagte ich, »der Mensch besteht doch aus Leib und
Seele.«
Sein Brummen schien Zweifel an dieser Behauptung auszudrücken,
zwischen zwei Zügen aus seiner Pfeife murmelte er: »Augustin -
Bonaventura - Cusanus - Sie sind auf dem falschen Wege.«
»Seele«, sagte ich hartnäckig, »bitte richten Sie Herrn Schnier aus,
die Seele seines Bruders sei in Gefahr, und er möge, sobald er mit
dem Essen fertig ist, anrufen.«
»Seele«, sagte er kalt, »Bruder, Gefahr.« Er hätte genausogut : Müll,
Mist, Melkeimer sagen können. Mir kam die Sache komisch vor:
immerhin wurden die Studenten dort zu zukünftigen Seelsorgern
ausgebildet, und er mußte das Wort Seele schon einmal gehört
haben. »Die Sache ist sehr, sehr dringend«, sagte ich.
Er machte nur »Hm, hm«, es schien ihm vollkommen unverständlich,
daß etwas,
das mit Seele zusammenhing, dringend sein könnte.
»Ich werde es ausrichten«, sagte er, »was war das mit der Schule?«
»Nichts«, sagte ich, »gar nichts. Die Sache hat nichts mit Schule zu
tun. Ich habe
das Wort lediglich benutzt, um meinen Namen zu buchstabieren.«
»Sie glauben wohl, die lernen in der Schule noch buchstabieren.
Glauben Sie das im Ernst?« Er wurde so lebhaft, daß ich annehmen
konnte, er habe endlich sein Lieblingsthema erreicht. »Viel zu milde
Methoden heute«, schrie er, »viel zu milde.«
»Natürlich«, sagte ich, »es müßte viel mehr Prügel in der Schule
geben.«
»Nicht wahr«, rief er feurig.
»Ja«, sagte ich »besonders die Lehrer müßten viel mehr Prügel
kriegen. Sie denken doch daran, meinem Bruder die Sache
auszurichten?«
»Schon notiert«, sagte er, »dringende seelische Angelegenheit.
Schulsache. Hören Sie, junger Freund, darf ich Ihnen als der
zweifellos Ältere einen wohlgemeinten Rat geben?«
»Oh, bitte«, sagte ich.
»Lassen Sie von Augustinus ab: geschickt formulierte Subjektivität
ist noch lange
nicht Theologie und richtet in jungen Seelen Schaden an. Nichts als
Journalismus mit ein paar dialektischen Elementen. Sie nehmen mir
diesen Rat nicht übel?«
»Nein«, sagte ich, »ich gehe auf der Stelle hin und schmeiß meinen
Augustinus ins Feuer.«
»Recht so «, sagte er fast jubelnd, »ins Feuer damit. Gott mit
Ihnen.« Ich war drauf und dran, danke zu sagen, aber es kam mir
unangebracht vor, und so legte ich einfach auf und wischte mir den
Schweiß ab. Ich bin sehr geruchsempfindlich, und der intensive
Kohlgeruch hatte mein vegetatives Nervensystem mobilisiert. Ich
dachte auch über die Methoden der kirchlichen Behörden nach: es
war ja nett, daß sie einem alten Mann das Gefühl gaben, noch
nützlich zu sein, aber ich konnte nicht einsehen, daß sie einem
Schwerhörigen und so schrulligen alten Knaben ausgerechnet den
Telefondienst übergaben. Den Kohlgeruch kannte ich vom Internat
her. Ein Pater dort hatte uns mal erklärt, daß Kohl als
sinnlichkeitsdämpfend gelte. Die Vorstellung, daß meine oder irgend
jemandes Sinnlichkeit gedämpft wurde, war mir ekelhaft. Offenbar
denken sie dort Tag und Nacht nur an das »fleischliche Verlangen«,
und irgendwo in der Küche sitzt sicherlich eine Nonne, die den
Speisezettel aufsetzt, dann mit dem Direktor darüber spricht, und
beide sitzen sich dann gegenüber und sprechen nicht darüber, aber
denken bei jeder Speise, die auf dem Zettel steht: das hemmt, das
fördert die Sinnlichkeit. Mir erscheint eine solche Szene
als ein klarer Fall von Obszönität, genau wie dieses verfluchte,
stundenlange Fußballspielen im Internat; wir wußten alle, daß es
müde machen sollte, damit wir nicht auf Mädchengedanken kämen,
das machte mir das Fußballspielen widerlich, und wenn ich mir
vorstelle, daß mein Bruder Leo Kohl essen muß, damit seine
Sinnlichkeit gedämpft wird, möchte ich am liebsten in dieses Ding
gehen und über den ganzen Kohl Salzsäure schütten.

Was die
Jungen da vor sich haben, ist auch ohne Kohl schwer genug: es
muß schrecklich schwer sein, jeden Tag diese unfaßbaren Sachen
zu verkündigen: Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben.
Im Weinberg des Herrn herumzuackern und zu sehen, wie verflucht
wenig Sichtbares da herauskommt. Heinrich Behlen, der so nett zu
uns war, als Marie die Fehlgeburt hatte, hat mir das alles einmal
erklärt. Er bezeichnete sich mir gegenüber immer als »ungelernter
Arbeiter im Weinberg des Herrn, sowohl was die Stimmung wie was
die Bezahlung anbetrifft«.
Ich brachte ihn nach Haus, als wir um fünf aus dem Krankenhaus
weggingen, zu
Fuß, weil wir kein Geld für die Straßenbahn hatten, und als er vor
seiner Haustür
stand und den Schlüsselbund aus der Tasche zog, unterschied er
sich in nichts von einem Arbeiter, der von der Nachtschicht kommt,
müde, unrasiert, und ich wußte, es mußte schrecklich für ihn sein:
jetzt die Messe zu lesen, mit all den Geheimnissen, von denen Marie
mir immer erzählte. Als Heinrich die Tür aufschloß, stand seine
Haushälterin da im Flur, eine mürrische alte Frau, in Pantoffeln, die
Haut an ihren nackten Beinen ganz gelblich, und nicht einmal eine
Nonne, und nicht seine Mutter oder Schwester; sie zischte ihn an:
»Was soll das? Was soll das?« Diese ärmliche
Junggesellenmuffigkeit; verflucht, mich wundert's nicht, wenn
manche katholischen Eltern Angst haben, ihre jungen Töchter zu
einem Priester in die Wohnung zu schicken, und mich wundert's
nicht, wenn diese armen Kerle manchmal Dummheiten machen.
Fast hätte ich den schwerhörigen alten Pfeifenraucher in Leos
Konvikt noch
einmal angerufen: ich hätte mich gern mit ihm über das fleischliche
Verlangen
unterhalten. Ich hatte Angst, einen von denen anzurufen, die ich
kannte: dieser Unbekannte würde mich wahrscheinlich besser
verstehen. Ich hätte ihn gern gefragt, ob meine Auffassung vom
Katholizismus richtig sei. Es gab für mich nur vier Katholiken auf der
Welt: Papst Johannes, Alec Guinness, Marie und Gregory, einen
altgewordenen Negerboxer, der fast einmal Weltmeister geworden
wäre und sich jetzt in Varietes kümmerlich als Kraftmensch
durchschlug. Hin und wieder im Turnus der Engagements traf ich
ihn. Er war sehr fromm, richtig kirchlich, gehörte dem Dritten Orden
an und trug sein Skapulier immer vorne auf seiner enormen
Boxerbrust. Die meisten hielten ihn für schwachsinnig, weil er fast
kein Wort sprach und außer Gurken und Brot kaum etwas aß; und
doch war er so stark, daß er mich und Marie auf seinen Händen wie
Puppen vor sich her durchs Zimmer tragen konnte. Es gab noch ein
paar Katholiken mit ziemlich hohem Wahrscheinlichkeitsgrad: Karl
Emonds und Heinrich Behlen, auch Züpfner. Bei Marie fing ich schon
an zu zweifeln: ihr »metaphysischer Schrecken« leuchtete mir nicht
ein, und wenn sie nun hinging und mit Züpfner all das tat, was ich
mit ihr getan hatte, so beging sie Dinge, die in ihren Büchern
eindeutig als Ehebruch und Unzucht bezeichnet wurden. Ihr
metaphysischer Schrecken bezog sich einzig und allein auf meine
Weigerung, uns standesamtlich trauen, unsere Kinder katholisch
erziehen zu lassen. Wir hatten noch gar keine Kinder, sprachen aber
dauernd darüber, wie wir sie anziehen, wie wir mit ihnen sprechen,
wie wir sie erziehen wollten, und wir waren uns in allen Punkten
einig, bis auf die katholische Erziehung. Ich war einverstanden, sie
taufen zu lassen. Marie sagte, ich müsse es schriftlich geben, sonst
würden wir nicht kirchlich getraut. Als ich mich mit der kirchlichen
Trauung einverstanden erklärte, stellte sich heraus, daß wir auch
standesamtlich getraut werden mußten - und da verlor ich die
Geduld, und ich sagte, wir sollten doch noch etwas warten, jetzt
käme es ja wohl auf ein Jahr nicht mehr an, und sie weinte und
sagte, ich verstünde eben nicht, was es für sie bedeute, in diesem
Zustand zu leben und ohne die Aussicht, daß unsere Kinder
christlich erzogen würden. Es war schlimm, weil sich herausstellte,
daß wir in diesem Punkt fünf Jahre lang aneinander vorbeigeredet
hatten. Ich hatte tatsächlich nicht gewußt, daß man sich staatlich
trauen lassen muß, bevor man kirchlich getraut wird. Natürlich hätte
ich das wissen müssen, als erwachsener Staatsbürger und
»vollverantwortliche männliche Person«, aber ich wußte es einfach
nicht, so wie ich bis vor kurzem nicht wußte, daß man Weißwein kalt
und Rotwein angewärmt serviert. Ich wußte natürlich, daß es
Standesämter gab und dort irgendwelche Trauungszeremonien
vollzogen und Urkunden ausgestellt wurden, aber ich dachte, das
wäre eine Sache für unkirchliche Leute und für solche, die
sozusagen dem Staat eine kleine Freude machen wollten. Ich wurde
richtig böse, als ich erfuhr, daß man dorthin mußte, bevor man
kirchlich getraut werden konnte, und als Marie dann noch davon
anfing, daß ich mich schriftlich verpflichten müsse, unsere Kinder
katholisch zu erziehen, bekamen wir Streit. Das kam mir wie
Erpressung vor, und es gefiel mir nicht, daß Marie so ganz und gar
einverstanden mit dieser Forderung nach schriftlicher Abmachung
war. Sie konnte ja die Kinder taufen lassen und sie so erziehen, wie
sie es für richtig hielt.
Es ging ihr schlecht an diesem Abend, sie war blaß und müde,
sprach ziemlichlaut mit mir, und als ich dann sagte, ja, gut, ich würde
alles tun, auch diese Sachen unterschreiben, wurde sie böse und
sagte: »Das tust du jetzt nur aus Faulheit, und nicht, weil du von der
Berechtigung abstrakter Ordnungsprinzipien überzeugt bist«, und ich
sagte ja, ich täte es tatsächlich aus Faulheit und weil ich sie gern
mein ganzes Leben lang bei mir haben möchte, und ich würde sogar
regelrecht zur katholischen Kirche übertreten, wenn es nötig sei, um
sie zu behalten. Ich wurde sogar pathetisch und sagte, ein Wort wie
»abstrakte Ordnungsprinzipien« erinnere mich an eine
Folterkammer. Sie empfand es als Beleidigung, daß ich, um sie zu
behalten, sogar katholisch werden wollte. Und ich hatte geglaubt, ihr
auf eine Weise geschmeichelt zu haben, die fast zu weit ging. Sie
sagte, es ginge jetzt nicht mehr um sie und um mich, sondern um die
»Ordnung«.
Es war Abend, in einem Hotelzimmer in Hannover, in einem von
diesen teuren
Hotels, wo man, wenn man eine Tasse Kaffee bestellt, nur eine
dreiviertel Tasse
Kaffee bekommt. Sie sind in diesen Hotels so fein, daß eine volle
Tasse Kaffee als ordinär gilt, und die Kellner wissen viel besser, was
fein ist, als die feinen Leute, die dort die Gäste spielen. Ich komme
mir in diesen Hotels immer vor wie in einem besonders teuren und
besonders langweiligen Internat, und ich war an diesem Abend
todmüde: drei Auftritte hintereinander. Am frühen Nachmittag vor
irgendwelchen Stahlaktionären, nachmittags vor
Lehramtskandidaten und abends in einem Variete, wo der Applaus
so matt war, daß ich den nahenden Untergang schon heraushörte.
Als ich mir in diesem dummen Hotel Bier aufs Zimmer bestellte,
sagte der Oberkellner so eisig am Telefon: »Jawoll, mein Herr«, als
hätte ich Jauche gewünscht, und sie brachten mir das Bier in einem
Silberbecher. Ich war müde, ich wollte nur noch Bier trinken, ein
bißchen Mensch-ärgere-dich-nicht spielen, ein Bad nehmen, die
Abendzeitungen lesen und neben Marie einschlafen: meine rechte
Hand auf ihrer Brust und mein Gesicht so nah an ihrem Kopf, daß
ich den Geruch ihres Haars mit in den Schlaf nehmen konnte. Ich
hatte noch den matten Applaus im Ohr. Es wäre fast humaner
gewesen, sie hätten alle den Daumen zur Erde gekehrt. Diese
müde, blasierte Verachtung meiner Nummern war so schal wie das
Bier in dem dummen Silberbecher. Ich war einfach nicht in der Lage,
ein weltanschauliches Gespräch zu führen.
»Es geht um die Sache, Hans«, sagte sie, etwas weniger laut, und
sie merkte nicht einmal, daß › Sache ‹ für uns eine bestimmte
Bedeutung hatte; sie schien es vergessen zu haben. Sie ging vor
dem Fußende des Doppelbettes auf und ab und schlug beim
Gestikulieren mit der Zigarette jedesmal so präzis in die Luft, daß die
kleinen Rauchwölkchen wie Punkte wirkten. Sie hatte inzwischen
Rauchen gelernt, in dem lindgrünen Pullover sah sie schön aus: die
weiße Haut, das Haar dunkler als früher, ich sah an ihrem Hals zum
erstenmal Sehnen. Ich sagte: »Sei doch barmherzig, laß mich erst
mal ausschlafen, wir wollen morgen beim Frühstück noch einmal
über alles reden, vor allem über die Sache«, aber sie merkte nichts,
drehte sich um, blieb vor dem Bett stehen, und ich sah ihrem Mund
an, daß es Motive zu diesem Auftritt gab, die sie sich selbst nicht
eingestand. Als sie an der Zigarette zog, sah ich ein paar Fältchen
um ihren Mund, die ich noch nie gesehen hatte. Sie sah mich
kopfschüttelnd an, seufzte, drehte sich wieder um und ging auf und
ab.
»Ich versteh nicht ganz«, sagte ich müde, »erst streiten wir um
meine Unterschrift unter dieses Erpressungsformular - dann um die
standesamtliche Trauung - jetzt bin ich zu beidem bereit, und du bist
noch böser als vorher.«
»Ja«, sagte sie, »es geht mir zu rasch, und ich spüre, daß du die
Auseinandersetzung scheust. Was willst du eigentlich?« »Dich«,
sagte ich, und ich weiß nicht, ob man einer Frau etwas Netteres
sagen kann.
»Komm«, sagte ich, »leg dich neben mich und bring den
Aschenbecher mit, dann
können wir viel besser reden.« Ich konnte das Wort Sache nicht
mehr in ihrer
Gegenwart aussprechen. Sie schüttelte den Kopf, stellte mir den
Aschenbecher aufs Bett, ging zum Fenster und blickte hinaus. Ich
hatte Angst. »Irgend etwas an diesem Gespräch gefällt mir nicht - es
klingt nicht nach dir!«
»Wonach denn?« fragte sie leise, und ich fiel auf die plötzlich wieder
so sanfte
Stimme herein.
»Sie riecht nach Bonn«, sagte ich, »nach dem Kreis, nach
Sommerwild und
Züpfner - und wie sie alle heißen.«
»Vielleicht«, sagte sie, ohne sich umzudrehen, »bilden deine Ohren
sich ein,
gehört zu haben, was deine Augen gesehen haben.«
»Ich versteh dich nicht«, sagte ich müde, »was meinst du.« »Ach«,
sagte sie, »als ob du nicht wüßtest, daß hier Katholikentag ist.«
»Ich hab die Plakate gesehen«, sagte ich.
»Und daß Heribert und Prälat Sommerwild hier sein könnten, ist dir
nicht in den
Sinn gekommen?«

۰ نظر موافقین ۰ مخالفین ۰ ۱۰ مهر ۹۹ ، ۱۴:۰۶
سا را

مسخ را به آلمانی تمام کرده‌ام و می‌خواهم عقاید یک دلقک تا شروع دانشگاه تمام بشود. چند لیست مطالعاتی زبان‌شناسی پیدا کرده‌ام (۱، ۲ و ۳) متوجّه شده‌ام که احتمالاً نمی‌خواهم زبان‌شناس تاریخی بشوم و می‌خواهم حوزه‌های دیگر را بجورم.

۰ نظر موافقین ۰ مخالفین ۰ ۲۷ شهریور ۹۹ ، ۱۲:۳۰
سا را

هدف‌گذاری آسانی کرده‌ام برای خودم که می‌خواههم به مرور زمان بیش‌ترش کنم: روزی پنج ساعت کار کنم و نه ساعت بخوابم. تا چهار پنج روز دیگر.

۰ نظر موافقین ۰ مخالفین ۰ ۲۸ مرداد ۹۹ ، ۱۸:۰۲
سا را

هرروز یک ساعت مقاله بخوانم به انگلیسی. 

۰ نظر موافقین ۰ مخالفین ۰ ۲۳ مرداد ۹۹ ، ۱۷:۵۳
سا را

خوابم «باید» تنظیم شود. فردا «باید» تا ساعت نه بیدار شوم.

این روزها؟ هم پر از اضطرابم و هم مجموعاً روزهای مفیدی‌ست. دارم روزی بیست صفحه چارلی و کارخانه‌ی شکلات‌سازی می‌خوانم! خیلی عجیب و غریب است چون حدود یک ماه پیش هدف‌گذاری‌ام روزی دو صفحه بوده.می‌خواهم تا پس‌فردا چارلی و کارخانه‌ی شکلات‌سازی تمام شده باشد و تا آخر مرداد مسخ کافکا.

خواب و خمودگی را تا آخر شهریور درست خواهم کرد.

و تا آخر شهریور می‌خواهم نصف گیتا را با کتابی که گفته‌اند بخوان بخوانم و مقدار خوبی طراحی سایت با فلسک بدانم. 

۰ نظر موافقین ۰ مخالفین ۰ ۲۱ مرداد ۹۹ ، ۲۲:۳۰
سا را

دیروز هفده صفحه چارلی و کارخانه‌ی شکلات‌سازی خواندم! باورنکردنی‌ست برای خودم و خیلی خوش‌حال‌کننده. 

تمرکز چندانی ندارم. امروز برای یک ساعت کار کردن هر چند دقیقه بلند می‌شدم. با این وجود دارم خودم را زور می‌کنم که کار کنم. برای گواهینامه ثبت‌نام کردم. می‌خواهم قبل از شروع کلاس یک دور کتابی را که داده‌اند بخوانم. راستش اینکه زود گواهینامه بگیرم برایم مهم است. هرچند الآن هیچ از رانندگی سردرنمی‌آورم. ولی اگر همه‌چیز آن‌طور که می‌خواهم پیش برود؛ می‌توانم پاییز هرروز بروم کتاب‌خانه و فکر خیلی خوشایندی‌ست. کمی از فلسک هم یاد گرفته‌ام.
؛

۰ نظر موافقین ۰ مخالفین ۰ ۲۰ مرداد ۹۹ ، ۱۴:۲۲
سا را

یک هدف میان‌مدّت برای خودم گذاشته‌ام: کم‌ کردن خمودگی و بی‌حالی عمومی تا یک ماه آینده. امروز سیزدهم مرداد است و فردا از شهسوار برمی‌گردم. تا نیمه‌ی شهریور می‌خواهم این مسئله به طرز قابل اعتنایی بهتر شده باشد. برنامه‌هایی که برای بهبود این وضعیت دارم از این قرارند: خوردن منظّم مولتی ویتامین و آهن و قرص‌هایی که مصرف می‌کنم؛ ورزش؛ هفته‌ای چهار روز و ده دقیقه. منظّم کردن خواب. منظّم کردن خواب و داشتن برنامه‌ی مطالعاتی مشخٌص در زندگی و جست‌وجو در گوگل برای راهکارهای بیش‌تر.

شش ماه دیگر می‌خواهم کجا باشم؟ شش ماه دیگر می‌خواهم بتوانم خوب آلمانی بخوانم. و بعد می‌خواهم اسپانیایی یا فرانسوی؛ بسته به علاقه‌ی آن زمانم شروع کنم. و می‌خواهم گیتا را به سانسکریت خوانده باشم. و می‌خواهم گواهینامه داشته باشم و کمی بهتر انگلیسی بخوانم و بنویسم. و می‌خواهم طرّاحی وب بلد باشم. این از این.
؛

۰ نظر موافقین ۰ مخالفین ۰ ۱۳ مرداد ۹۹ ، ۱۶:۳۹
سا را